www.Dienstagstreff.de

Das wichtigste Buch in meinem Leben

Die Frage nach DEM Buch

Das VC20-Handbuch von vorne Was ist das wichtigste Buch in eurem Leben - habt ihr euch das schonmal gefragt? Eine sehr gute Frage, denn es gibt viele gute Bücher: die Bibel, Mathe-Bücher, Karl Mey Bücher, Tagebücher oder das Telefonbuch. Jeder wird etwas anderes auf diese Frage antworten. Meine ganz persönliche Antwort ist das VC-20 Handbuch. Das VC-20 Handbuch ist nicht gerade literarische Meisterklasse. Darin befinden sich auch keine "ewigen Wahrheiten" wie manche Leute von der Bibel oder dem Koran behaupten. Aber trotzdem ist das VC-20 Handbuch mein Buch.

Wie kam es?

Ich (gALAKTUS) habe mich mit dem Lesenlernen sehr schwer getan. Zum einen bin ich nicht gerade der Fleißigste was Lernen an sich angeht und zum anderen leide ich an Legasthenie. Für jemanden, der normal Lesen und Schreiben gelernt hat, ist so etwas wohl schwer nachzuvollziehen. Bis fast zur vierten Klasse habe ich zwar lesen können. Allerdings war es sehr anstrengend, aus den Buchstaben auf dem Papier Wörter zu bilden. Das Lesen war alles andere als flüssig. Auch machte es mir keinen Spaß zu lesen. Es war viel mehr anstrengend und "doof", zumal die Sachen, die man in der Schule zu lesen bekommt, meist auch sehr langweilig sind. Interessiert es mich, ob Uli mit dem Ball spielt oder ob Uta ein schönes Bild malt?!? Warum also eigentlich lesen...

Grund zur Änderung

Eine Doppelseite im VC20-Handbuch Das änderte sich allerdings, als mein Bruder mir seinen alten Commodore VC-20 vermachte - ein Computer, eine "Wundermaschine". Als ich den VC-20 das erste mal sah, verliebte ich mich in sein Äußeres. Ich betrachtete ihn stundenlang, denn mein Bruder hatte das Netzteil bei sich zu Hause vergessen. Ich tippte blind auf den Tasten herum. Das war ein wunderbares Gefühl, auch wenn der VC-20 noch nicht einmal angeschlossen war. Er reizte mich und ich wollte mich mit diese Maschine auseinander setzten - nur wie?

Endlich...

Als mein Bruder endlich das ersehnte Netzteil mitbrachte, hatte er auch das Handbuch mitgebracht, das er damals ebenfalls zu Hause vergessen hatte. Er schrieb mir einen DinA4-Zettel, auf dem stand, wie ich Spiele mit der Datasette in den VC-20 laden konnte. Allerdings wurde das bald langweilig. Ich begann also das Handbuch zu lesen. Zwar war das Lesen immer noch eine Qual für mich, aber ich wollte wissen, wie diese Maschine funktioniert - sie beherrschen, so wie man ein Musikinstrument spielt. Seite für Seite arbeitete ich mich vor. Jedes Programm wurde abgetippt, jedes Wort von mir verschlungen, bis ich Wochen später alle 164 Seiten fast auswendig kannte.

Klick

Noch eine Doppelseite im VC20-Handbuch Irgendwo dazwischen machte es in meinem Kopf "Klick". Ich weiß nicht mehr, ob es bei den IF ... THEN Abfragen war oder bei der Tonerzeugung - plötzlich machte Lesen Sinn. Es wurde von Tag zu Tag einfacher weiter zu lesen, bis ich schließlich flüssig lesen konnte. Dieses Buch und der VC-20 hatten etwas erreicht, dass kein Lehrer, kein Lesebuch und auch stundenlange Leseübungen mit meinem Bruder geschafft hatten. Ich las und das auch noch freiwillig und gerne.

Vielleicht erklärt diese Geschichte auch meine Commodore-Manie. Immerhin war das ein sehr prägendes Erlebnis. Auf jeden Fall besitze ich das VC-20 Handbuch bis Heute. Inzwischen ist es total vergilbt und die Seiten fangen an sich aufzulösen, doch der Geruch, wenn ich es aufschlage, ist immer noch der selbe. Es macht mir nach fast 20 Jahren immer noch Spaß darin zu lesen und mich daran zu erinnern wie ich Lesen gelernt habe.

Hier nochmal eine schöne Textstelle aus dem Soundtrack zu Electric Dreams. Passt gut zu meinen Gefühlen dem VC-20 gegenüber:

We'll always be together
However far it seems (love never ends)
We'll always be together
Together in electric dreams


gALAKTUS 03/2004

Surftipp (extern):

MenĂ¼